Post by Admin on Feb 5, 2018 22:45:17 GMT
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Junge Menschen haben es schwer in der Politik
------> "Geh doch erst mal arbeiten"
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Aktualisiert am 05. Februar 2018, 18:16 Uhr
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Über Politikverdrossenheit wird immer wieder geklagt.
Umso schöner, wenn sich gerade junge Menschen politisch engagieren - sollte man meinen.
Doch gerade die werden oft belächelt.
Als Kevin Kühnert vor kurzem bei ZDF-Talkerin Maybrit Illner zu Gast war, da war er als einziger jünger als 30.
Mehr noch - der 28 Jahre alte Juso-Vorsitzende war der einzige am Tisch, der die 40er-Marke noch nicht geknackt hatte.
Beim Streit über das Für und Wider einer großen Koalition wurde über Kühnert in der dritten Person gesprochen - als wäre er gar nicht anwesend.
Kühnert hieß zwischendurch auch mal Kleinert und CDU-Vize Julia Klöckner legte ihm ein "bisschen Realitätssinn" nahe.
In einem anderen Interview wurde der GroKo-Gegner auch schon mal gefragt, ob er denn noch in einer WG wohne.
Und mit dem Begriff "Zwergenaufstand" tat CSU-Politiker Alexander Dobrindt die von Kühnert angeführte Kampagne gegen die große Koalition ab.
Das "Spiegel"-Jugendmagazin "Bento" nahm sich die Illner-Sendung vor und monierte, dass Kühnert behandelt werde wie ein "Halbstarker".
Und so wurde Kühnert, der bei manchen auch einfach nur Kevin heißt, nicht nur zur Symbolfigur der GroKo-Gegner, sondern warf auch ein Schlaglicht auf junge Menschen in der Politik - und die Frage, wie ernst sie genommen werden.
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-----> 81 Prozent wollen mehr Macht für Jüngere
Immerhin, der Wunsch nach einem größeren Einfluss Jüngerer ist da:
Eine große Mehrheit der Deutschen (81 Prozent) wünscht sich einer Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" zufolge mehr Macht für jüngere Politiker.
Doch: Unter dem Hashtag #diesejungenLeute haben zahlreiche junge Politiker in den sozialen Netzwerken geschildert, dass sie oftmals nicht auf Augenhöhe behandelt werden - von Politikern, Medien oder Bürgern.
Diese Erfahrung hat auch Annika Klose gemacht.
Die 25-Jährige ist die Landesvorsitzende der Jungsozialisten Berlin.
Auf dem SPD-Sonderparteitag in Bonn hielt Klose eine flammende Rede gegen die große Koalition mit der Union.
Ein Journalist nannte sie daraufhin auf Twitter ein "sehr aufgeregtes Mädchen".
"Als junger Mensch passiert es einem relativ häufig, dass man nicht ernst genommen oder belächelt wird", sagt Klose.
"Geh doch erst mal arbeiten", heiße es oft.
Oder: "Dir fehlt einfach die Lebenserfahrung."
Klose kritisiert überalterte Strukturen in der Politik.
Sie fordert:
"Wir müssen verdammt noch mal ernstgenommen werden."
Viel zu oft werde in Parteien ausgeblendet, dass junge Menschen eine ganz andere Lebensrealität einbringen, die der Politik einfach fehlt.
***
-----> Abgeordnete sind im Durchschnitt 49 Jahre alt
Und tatsächlich:
Mitglieder unter 30 Jahren sind in Parteien deutlich unterrepräsentiert.
Am besten stehen nach einer Auswertung des Politikwissenschaftlers Oskar Niedermayer noch die Linken und Grünen da.
Im Deutschen Bundestag liegt das Durchschnittsalter der Abgeordneten bei 49,4 Jahren. (Stand: Dezember 2017)
Ein Ausreißer ist Roman Müller-Böhm.
Mit 25 Jahren ist der FDP-Politiker der jüngste Abgeordnete.
Er hat allerdings nicht den Eindruck, dass er von anderen Politikern nicht ernstgenommen wird.
"Jemand, der 15 oder 20 Jahre mehr Berufserfahrung hat, kennt sich einfach besser aus", sagte er.
"Da bin ich eher dankbar für einen guten Ratschlag."
Er ist der Ansicht, dass man sich in einer Demokratie auch einfach mal durchsetzen muss, wenn man was zu sagen hat.
Von einer Jugendquote in der Politik hält er nichts.
So eine Quote hatte jüngst der Berliner Soziologe Klaus Hurrelmann vorgeschlagen.
Im Wahlkampf sei Müller-Böhm allerdings schon Bürgern begegnet, die mit seinem jungen Alter Probleme hatten.
"Geh erst mal ordentlich arbeiten", sei ihm gesagt worden.
Und der FDP-Politiker räumt ein:
"Als ich den Platz auf der Landesliste bekommen habe, waren die Umfragewerte deutlich schlechter und der Platz nicht so aussichtsreich."
Dass die Liberalen bei der Bundestagswahl mit 10,7 Prozent abschneiden würden - damit hatte damals wohl kaum einer gerechnet.
***
-----> Sexistische Sprüche
Im aktuellen Magazin "Der Spiegel" schildern weitere junge Politiker ihre Erfahrungen - darunter die 24 Jahre alte Jamila Schäfer, die gerade zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt wurde.
"Mensch, wer hätte denn das gedacht? Eine 24-Jährige im Bundesvorstand", soll nach der Wahl Ende Januar ein älterer Parteikollege zu ihr gesagt haben.
Dass die Geringschätzung oft junge Poltikerinnen trifft, zeigte eine Befragung des Portals "HuffPost".
Eine ganze Reihe von Politikerinnen in Jugendorganisationen deutscher Parteien beklagten Sexismus und sexuelle Belästigung bei der politischen Arbeit.
Haben es junge Frauen also noch schwerer als Männer im politischen Betrieb ?
2016 monierte bereits die damals 26 Jahre alte Berliner CDU-Politikerin Jenna Behrends in einem offenen Brief sexistische Sprüche.
Auch Annika Klose von den Jusos bestätigt sexistische Denkmuster.
Man merke es vor allem am Verhalten.
"Frauen wird auf Parteitagen nicht so zugehört wie Männern.
Sie sind leiser und ihre Art, zu reden, ist nicht so anerkannt."
Was bei Männern eine Wutrede sei, sei bei Frauen einfach hysterisch - ihre Unsicherheit werde hervorgehoben. Das kennt Klose ja.
Die Personalentscheidungen sollen erst am Ende der Koalitionsverhandlungen fallen - doch hinter den Kulissen wird natürlich längst spekuliert und geschachert.
Welcher Politiker in einer neuen Großen Koalition welches Amt übernehmen könnte.
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Quelle:
(Mit Material der dpa)
© dpa
Quelle der Quelle:
home.1und1.de/magazine/news/junge-menschen-schwer-politik-geh-32785250
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Junge Menschen haben es schwer in der Politik
------> "Geh doch erst mal arbeiten"
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Aktualisiert am 05. Februar 2018, 18:16 Uhr
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Über Politikverdrossenheit wird immer wieder geklagt.
Umso schöner, wenn sich gerade junge Menschen politisch engagieren - sollte man meinen.
Doch gerade die werden oft belächelt.
Als Kevin Kühnert vor kurzem bei ZDF-Talkerin Maybrit Illner zu Gast war, da war er als einziger jünger als 30.
Mehr noch - der 28 Jahre alte Juso-Vorsitzende war der einzige am Tisch, der die 40er-Marke noch nicht geknackt hatte.
Beim Streit über das Für und Wider einer großen Koalition wurde über Kühnert in der dritten Person gesprochen - als wäre er gar nicht anwesend.
Kühnert hieß zwischendurch auch mal Kleinert und CDU-Vize Julia Klöckner legte ihm ein "bisschen Realitätssinn" nahe.
In einem anderen Interview wurde der GroKo-Gegner auch schon mal gefragt, ob er denn noch in einer WG wohne.
Und mit dem Begriff "Zwergenaufstand" tat CSU-Politiker Alexander Dobrindt die von Kühnert angeführte Kampagne gegen die große Koalition ab.
Das "Spiegel"-Jugendmagazin "Bento" nahm sich die Illner-Sendung vor und monierte, dass Kühnert behandelt werde wie ein "Halbstarker".
Und so wurde Kühnert, der bei manchen auch einfach nur Kevin heißt, nicht nur zur Symbolfigur der GroKo-Gegner, sondern warf auch ein Schlaglicht auf junge Menschen in der Politik - und die Frage, wie ernst sie genommen werden.
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-----> 81 Prozent wollen mehr Macht für Jüngere
Immerhin, der Wunsch nach einem größeren Einfluss Jüngerer ist da:
Eine große Mehrheit der Deutschen (81 Prozent) wünscht sich einer Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" zufolge mehr Macht für jüngere Politiker.
Doch: Unter dem Hashtag #diesejungenLeute haben zahlreiche junge Politiker in den sozialen Netzwerken geschildert, dass sie oftmals nicht auf Augenhöhe behandelt werden - von Politikern, Medien oder Bürgern.
Diese Erfahrung hat auch Annika Klose gemacht.
Die 25-Jährige ist die Landesvorsitzende der Jungsozialisten Berlin.
Auf dem SPD-Sonderparteitag in Bonn hielt Klose eine flammende Rede gegen die große Koalition mit der Union.
Ein Journalist nannte sie daraufhin auf Twitter ein "sehr aufgeregtes Mädchen".
"Als junger Mensch passiert es einem relativ häufig, dass man nicht ernst genommen oder belächelt wird", sagt Klose.
"Geh doch erst mal arbeiten", heiße es oft.
Oder: "Dir fehlt einfach die Lebenserfahrung."
Klose kritisiert überalterte Strukturen in der Politik.
Sie fordert:
"Wir müssen verdammt noch mal ernstgenommen werden."
Viel zu oft werde in Parteien ausgeblendet, dass junge Menschen eine ganz andere Lebensrealität einbringen, die der Politik einfach fehlt.
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-----> Abgeordnete sind im Durchschnitt 49 Jahre alt
Und tatsächlich:
Mitglieder unter 30 Jahren sind in Parteien deutlich unterrepräsentiert.
Am besten stehen nach einer Auswertung des Politikwissenschaftlers Oskar Niedermayer noch die Linken und Grünen da.
Im Deutschen Bundestag liegt das Durchschnittsalter der Abgeordneten bei 49,4 Jahren. (Stand: Dezember 2017)
Ein Ausreißer ist Roman Müller-Böhm.
Mit 25 Jahren ist der FDP-Politiker der jüngste Abgeordnete.
Er hat allerdings nicht den Eindruck, dass er von anderen Politikern nicht ernstgenommen wird.
"Jemand, der 15 oder 20 Jahre mehr Berufserfahrung hat, kennt sich einfach besser aus", sagte er.
"Da bin ich eher dankbar für einen guten Ratschlag."
Er ist der Ansicht, dass man sich in einer Demokratie auch einfach mal durchsetzen muss, wenn man was zu sagen hat.
Von einer Jugendquote in der Politik hält er nichts.
So eine Quote hatte jüngst der Berliner Soziologe Klaus Hurrelmann vorgeschlagen.
Im Wahlkampf sei Müller-Böhm allerdings schon Bürgern begegnet, die mit seinem jungen Alter Probleme hatten.
"Geh erst mal ordentlich arbeiten", sei ihm gesagt worden.
Und der FDP-Politiker räumt ein:
"Als ich den Platz auf der Landesliste bekommen habe, waren die Umfragewerte deutlich schlechter und der Platz nicht so aussichtsreich."
Dass die Liberalen bei der Bundestagswahl mit 10,7 Prozent abschneiden würden - damit hatte damals wohl kaum einer gerechnet.
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-----> Sexistische Sprüche
Im aktuellen Magazin "Der Spiegel" schildern weitere junge Politiker ihre Erfahrungen - darunter die 24 Jahre alte Jamila Schäfer, die gerade zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt wurde.
"Mensch, wer hätte denn das gedacht? Eine 24-Jährige im Bundesvorstand", soll nach der Wahl Ende Januar ein älterer Parteikollege zu ihr gesagt haben.
Dass die Geringschätzung oft junge Poltikerinnen trifft, zeigte eine Befragung des Portals "HuffPost".
Eine ganze Reihe von Politikerinnen in Jugendorganisationen deutscher Parteien beklagten Sexismus und sexuelle Belästigung bei der politischen Arbeit.
Haben es junge Frauen also noch schwerer als Männer im politischen Betrieb ?
2016 monierte bereits die damals 26 Jahre alte Berliner CDU-Politikerin Jenna Behrends in einem offenen Brief sexistische Sprüche.
Auch Annika Klose von den Jusos bestätigt sexistische Denkmuster.
Man merke es vor allem am Verhalten.
"Frauen wird auf Parteitagen nicht so zugehört wie Männern.
Sie sind leiser und ihre Art, zu reden, ist nicht so anerkannt."
Was bei Männern eine Wutrede sei, sei bei Frauen einfach hysterisch - ihre Unsicherheit werde hervorgehoben. Das kennt Klose ja.
Die Personalentscheidungen sollen erst am Ende der Koalitionsverhandlungen fallen - doch hinter den Kulissen wird natürlich längst spekuliert und geschachert.
Welcher Politiker in einer neuen Großen Koalition welches Amt übernehmen könnte.
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Quelle:
(Mit Material der dpa)
© dpa
Quelle der Quelle:
home.1und1.de/magazine/news/junge-menschen-schwer-politik-geh-32785250
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